Der Bettnässer

Ich könnte ja auch meine Memoiren schreiben, aber erstens bin ich noch nicht so weit, dass ich den Löffel wegschmeissen möchte und zweitens müssten Memoiren ungeschminkt und chronologisch wiedergegeben werden. Ich habe nie vorgehabt, Familienangelegenheiten, Beziehungsgeschichten etc. hier zu behandeln. Wahrscheinlich käme ich dabei auch nicht besonders gut weg. Es ist aber auch nicht nötig, da ich mich als glücklichen Menschen bezeichne und der Überzeugung bin, dass auch meine Famile, meine Kinder und meine geliebte Magdalena glücklich sind. Wir geniessen ein privilegiergtes Dasein in dieser Welt, wo andere hungern, von Kriegen, Menschenhandel, Misswirtschaft und Ausbeutung betroffen sind. Ich hatte mich ja dazu entschlossen, einfach den Gedanken freien Lauf zu lassen, manchmal zu fantasieren, zurück oder vorwärts, nach links und rechts zu schauen, anzuklagen, zu hinterfragen oder zu philosophieren und manchmal auch ein bischen zu spinnen.

 

In diesem Moment schaue ich zurück in meine Kindheit: Es gab eine kurze Phase, da war ich ein "Bettnässer". Eigentlich war ich mehr ein "Hosennässer", denn meine Untaten passierten nicht bei Nacht sondern bei Tag. Nicht aus einem psychischen Problem heraus oder weil ich ein Trauma erfahren hätte. Nein - meine Kindheit war glücklich und behütet. Ich hatte aber oft keine Zeit, mich vom Spielen draussen auf der Strasse zu trennen und ins Haus zu laufen wenn es nötig gewesen wäre. Spielen war viel wichtiger und dann war es plötzlich zu spät. Einer von vielen Abhilfeversuchen meiner Eltern bestand darin, dass man mir androhte, meine genässten Unterhosen auf dem Balkon aufzuhängen, damit die sonntäglichen Kirchgänger, die an unserem Garten vorbei gehen mussten, sie sehen konnten. Hat alles nichts genützt. Aber irgendwann war dann auch der kleine Hansruedi stubenrein. HRJ

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