Eine gemütliche Landbeiz, es ist Sommer und ich setze mich auf die sonnige Terrasse. Ich hole Joy ein Becken Wasser und bestelle einen Espresso. Ich wünsche die Wirtin zu sprechen. Sie setzt sich zu mir und ich frage sie, ob sie schon mal etwas mit Jazz gemacht habe in ihrem Restaurant. Nein, sagt sie. Ich frage sie: An welchem Wochentag haben sie am wenigsten Gäste? Der Mittwoch ist unser schwächster Tag, gibt sie zur Antwort. Da haben wir abends manchmal nur 3 Besucher hier. Ich frage: Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen an einem Mittwoch zwischen 50 und 100 Gäste zum Essen herbringe? Wie denn? fragt sie. Mit Jazz, antworte ich, mit gutem, altem Jazz. Das Jazzpublikum isst gerne etwas zum Konzert und liebt einen guten Wein dazu. Ich biete ihr an, die Werbung für Inserate, Plakate und Flyers gratis zu gestalten, Newsletters zu versenden und einmal pro Monat ein Konzert mit einer Jazzband zu organisieren, ohne Gage zu verlangen. Ich kann das da ich in verschiedenen Bands spiele, mit denen sowas möglich ist. Anstelle einer Probe, können wir an Wochentagen ein sog. "Hutkonzert" liefern. Ich stelle aber ein paar Bedingungen:
1. Einmal pro Jahr soll die Wirtin eine bescheidene Gage bezahlen
2. Inserate muss sie selbst bezahlen
3. Die Bands führen eine Kollekte durch (Hutkonzerte)
4. Den Musikern werden ein Nachtessen und die Getränke spendiert.
Die Konzertreihe lief gut an und dauerte schon 2 1/2 Jahre, als am 7. August der dritten Saison die Wirtin Ihren Vertrag einlösen und eine reduzierte Gage bezahlen sollte. Wir machten laut Vertrag zusätzlich eine Kollekte und kamen dadurch auf eine bescheidene Gage. An diesem Abend wurden 85 „à la Carte-Menüs“ konsumiert. Dazu einige Flaschen Rotwein und Desserts. Nach dem Konzert sassen wir noch bei einem Bier und als die ersten Musiker aufbrechen wollten, ging ich zur Wirtin und erinnerte sie an die Vereinbarung. Ihre gehässige Antwort: „Was, Geld wollt ihr von mir? Ihr habt ja eine Kollekte gemacht und ich habe etwas ins Körbchen gelegt“. Ich sagte: „Schön und gut aber du schuldest uns die abgemachte Gage. Erst nach dem sie den Vertrag konsultierte, bezahlte sie uns wiederwillig noch etwas dazu, nicht aber den vollen Betrag.
Ich denke, sie konnte keine Mischrechnung machen und ihr Geiz obsiegte trotz guten Einnahmen. Ich sagte die letzten 3 Konzerte bis Jahresende per sofort schriftlich ab. So habe ich dieses Restaurant und seine Wirtin in schlechtester Erinnerung, die man sich denken kann. Geiz ist geil, aber alles sollten sich auch Musiker nicht gefallen lassen. Schade, das Essen war gut, das Publikum war begeistert und die Auftritte fehlen uns. HRJ
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