Unsere erstes Stahlschiff war eine einmotorige 150 PS starke Vandervalk-Jacht von 11.60 Meter Länge (Bild links) mit starrer Antriebswelle, also ein Verdränger. In der ersten Saison mit dieser Neuerstehung hielten wir uns mehrere Tage auf dem Bielersee auf. Das Wetter wurde zusehends schlechter und an ein idyllisches Hafenleben war nicht zu denken, da es im Bielersee keinen Hafen mit ausreichend grossen Gästeplätzen gab. Wir beschlossen, die Rückfahrt in den Heimathafen Portalban anzutreten. Es war ein trüber, aber warmer Tag bei starkem Westwind. Wir passierten gemütlich den Zihlkanal. Gegen Ende der Strecke fiel mir auf, dass das Schiff sich immer mehr hob und senkte. Wellen in einem Kanal ? Absolut unmöglich! Ich konnte mir, relativ unerfahren wie wir alle waren, nicht erklären, woher diese Wellen kamen.
Wir unterfuhren die Eisenbahnbrücke von Gampelen und hatten nun freie Sicht auf den Neuenburgersee. Dunkelblaues Wasser mit weissen Schaumkronen! Jetzt begriff ich: Starker Westwind drückte den hohen Wellengang in gerader Linie in den Zihlkanal hinein. Für das 12-Meterschiff kein Problem, für mich nun auch nicht mehr. Doch bald wurde die Sache interessant. Je weiter wir der Seemitte kamen, desto mehr tauchte sogar der Bug ein und die Gischt spritzte über das ganze Vorschiff auf die Scheiben des Steuerstandes. Unser Sohn Markus und unsere Tochter Andrea sassen ganz vorne, liessen die Beine über die Bugwand baumeln und hielten sich an der Bugreling fest. Sie kreischten bei jeder grösseren Welle und hatten einen Heidenspass daran, immer wieder davon übergossen zu werden.
Anders erlebte eine Freundin von Kathrin – meine Bandkollegin Kathrin war zu Besuch und hatte sie mitgebracht - die Überqueerung von Portalban nach Neuenburg, wo wir einkaufen wollten. Sie kauerte vorne seitlich an der Bugreling und ihr war sterbenselend. Sie war so schlau, sich in der Windrichtung zu übergeben. Als wir später nach dem Einkauf zum Schiff zurückkehrten, sagte sie, sie nehme jetzt den Zug nach Bern ! Wir hatten eine wunderschöne Zeit mit diesem Schiff, denn die Kinder waren noch in dem Alter, wo sie immer mit dabei waren, sowohl an den Wochenenden wie auch in den Ferien. Sie konnten den ganzen Tag baden, sich sonnen, mit dem motorisierten Beiboot fahren und herumtollen. In den Häfen war immer etwas los und abends konnte man in die Disco gehen etc. Markus hatte seine erste Freundin, deren Eltern ein Segelboot im selben Hafen hatten. Er hatte dann schon bald auch den ersten grossen Liebeskummer durchzustehen. HRJ
Kommentar schreiben