Dieser Artikel stammt vom Sommer 2018. In der heutigen Situation wird er aber wieder mehr als aktuell. Deshalb habe ich ihn nach vorne geschoben: Also, ich kam gerade von meinem Zwei-Hunde-Spaziergang zurück. Ich hatte 2 Karabinerhaken gekauft und Mädi hatte mir ein Band so zusammengenäht, dass sich meine Flexleine am vorderen Ende auf die beiden Hunde verteilte. Es wirkte wie ein Zweier-Pferdegespann und ich hatte schon Bewunderung im Dorf dafür geerntet. Aber Spass beiseite. Es war an diesem Tag so heiss wie in einem Backofen und ich dachte an einen Badestrand am Meer. Da ging mir eine Geschichte durch den Kopf, die damals die Gemüter erhitzte. Wieder aktuell ist sie, weil jetzt in der Schweiz das Burkaverbot auf Bundesebene zur Abstimmung kommt.
Hier die ominöse Geschichte vom Sommer 2018:
In Franklreich ist das Burkaverbot bereits gesetzlich verankert. In Nizza und in weiteren 13 Gemeinden Frankreichs fanden nun Razzien an Badestränden statt. Polizisten kontrollierten die Badekleidung muslimischer Frauen. Sie mussten sich am Strand in aller Öffentlichkeit ausziehen, sogar wenn sie einen Burkini-Badeanzug trugen. Da kann man nur noch den Kopf schütteln. Ist das die Zukunft in der Schweiz?
Wie soll ein kommendes Burkaverbot in der Schweiz gehandhabt werden? Haben wir keine grösseren Probleme? Sollen wir bald die Kleidervorschriften des Mittelalters der Stadt Bern wieder einführen, wo Aufpasser die Frauen anzeigten wegen Tragens von zu farbigen Kleidern? Wenn es nach der SVP geht, soll ein Burkaverbot in der Verfassung verankert werden. Ich wusste gar nicht, dass die schweizerische Bundesverfassung zu einem Kleiderreglement verkommen ist.
Ich überlege mir nun, zur Belustigung der Angelegenheit, eine Volksinitiative zu starten und Unterschriften zu sammeln für ein Turnschuh- und Baseballmützen-Verbot in der Schweiz. Schliesslich hat Wilhelm Tell Sandalen getragen und keine Turnschuhe und Gessler hatte einen Hut auf der Stange und keine Baseballmütze! Wo kämen wir denn hin, wenn jeder tragen kann was er will?
Der Frauenbeschützer und der Kopfgeldjäger
Als wackerer Kämpfer gegen die Unterdrückung muslimischer Frauen macht sich der tapfere Walter Wobmann SVP stark. Er ist der Vorzeigepolitiker des Egerkinger-Kommitees, der das Burkaverbvot schon kantonal ins Leben gerufen hat und jetzt die Kleiderordnung in der Verfassung verankern will. Er sorgt sich angeblich um die armen musilimischen Frauen und will sie vor ihren Männern schützen. Das ist ganz neu von der SVP! Wobmann wollte 2015 in den Ständerat, hat es aber gottlob nicht geschafft. Man geht davon aus, dass es in der Schweiz um die 100 Burka- bezw. Nikabträgerinnen, hauptsächlich konvertierte Schweizerinnen, gibt. In der Ferienzeit sieht man ab und zu ein paar arabische Touristinnen in einem Nikab, hauptsächlich in Interlaken und im Tessin. Ich denke, dass Wobmann ein Scheinproblem bewirtschaftet, rein um sich zu profilieren. Es ist relativ einfach, Stimmen zu gewinnen in einer islamophoben Gesellschaft. Dies wurde schon sichtbar bei der Minarettinitiative. (3 Minarette, 100 Burkas zu 8'5 Millionen Einwohner).
Der zweite im Bunde der vermeintlichen Frauen-beschützer ist der berüchtigte Asylverächter, Mathias Glarner. Er mausert sich nun zum Kopfgeldjäger, weil ihm jemand ein Werbeplakat für das Burkaverbot zerrissen hat. Da gibt man sich doch so Mühe für das Vaterland und für die muslimischen Frauen - dann so was! 2000 Fanken hat er für die Erhaschung der Plakatfrevler ausgesetzt. Er hatte sich für die Präsidentschaft der SVP beworben, doch oh Schande - man hat ihn übergangen. Eigentlich schade. Er wäre der beste Garant für einen weiteren Mitgliederschwund der Partei gewesen.
Nachtrag 08.03.2021
An der schweizerischen Volksabstimmung vom 07.03.2021 wurde die Verhüllungsverbostsinitiative (Burkainitiative) mit 51.2 % angenommen. Wir haben nun also eine Kleiderregelung für Frauen in der Bundesverfassung.
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