Gibt es den Hundehimmel?

Ob es im Himmel eine Abteilung für Hunde gibt? Gibt es überhaupt einen Himmel für Jazzmusiker? Joy, meine langjährige Gassi-Freundin ist gestern eingeschläfert worden. Sie konnte kaum mehr aufstehen und lag am Morgen in ihrem Zimmer. Kurzzeitig stand sie wieder auf und wir konnten sie nochmals streicheln und ihr „Tschüss“ sagen. Als ich mit ihr auf Tour gehen wollte sagte mein Nachbar, er habe um 15.00 Uhr einen Termin beim Tierarzt, von dem er wahrscheinlich alleine zurückkehren werde. Joy schaute mir lange nach als wollte sie sagen: „Schön war die Zeit“. Madeleine und ich weinten wie die Schlosshunde. Immerhin sind wir überzeugt, dass sie nicht leiden musste und sie sei – so erzählte Ueli hinterher – nach der Spritze friedlich eingeschlafen, den Kopf in seiner Hand. Wir nehmen an, dass sie unterdessen im Hundehimmel angekommen ist. Während 8 Jahren, seit dem Einzug in unsere Eigentumswohnung, waren wir fast täglich zusammen unterwegs gewesen. Wir haben auf diesen Spaziergängen viele Gedanken ausgetauscht und Gespräche geführt. Traurige, lustige, politische, ernsthafte, philosophische und auch ganz persönliche. So ein Hund ist doch sehr praktisch für die Verarbeitung von Erlebnissen. Er wiedersprach selten, verstand alles und teilte alle Stimmungen mit mir.

 

Oft kommen mir Episoden in den Sinn, die ich mit Joy erlebt habe. Z.B. Als sie im Loberg-Wald verschwand und mich eine Stunde lang warten, suchen und rufen liess bis sie wieder auftauchte. Oder als sie ausbüchste aus dem Garten und im Dorf bei der Bäckerei gefunden und von einer Schülerin heimgebracht wurde. Oder als sie in einem Maisfeld verschwand und ich sie nicht mehr fand. Ich ging nach Hause und sie erwartete mich mit unschuldiger Mine in ihrem eigenen Garten. Ich sehe sie, wie sie Luftballons anbellt. Sie wurde aufmerksam durch die zischenden Geräusche in der Luft. Sie hatte Angst vor Knall, Donner und vor den Ballereien am 1. August. Ich erinnere mich an den jodelnden Gesang hinter dem Tujahaag, als ich unsere Eigentumswohnung im Rohbau besuchte. Sie teilte mir damals mit: „Sieh mal, wie alleine ich bin". Sie suchte Aufmerksamkeit und Gesellschaft. Und ich brauchte Bewegung. So halfen wir uns gegenseitig. Zu anderen Hunden war sie absolut friedlich und mit Kindern war sie so zärtlich und neugierig, dass junge Frauen es manchmal gar nicht schätzten, dass Joy in ihrem Kinderwagen schnüffelte und schlaberte. HRJ

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