29.05.2017 Gerade jetzt im Garten bei enormer Sommerhitze ist mir eine Episode eingefallen, die ich unbedingt aufschreiben muss. Madeleine ist soeben vom Friedhof zurückgekommen und erzählte mir, sie habe zwei alte Frauen getroffen, die im kühlen Friedhofbrunnen ihre Füsse gebadet hätten. Es gibt doch nichts Schöneres an einem heissen Sommertag. Als ich vor Jahren an die Lenk fuhr zu einem Auftritt der Lenker Jazztage, sah ich im Simmenthal immer wieder den weissen Fluss seine Kehren machen und ich hatte so heiss im Auto - wir hatten damals keine Klimaanlage - dass ich grosse Lust bekam, eine Stelle zu suchen, wo ich meine Füsse in das kalte Gletscherwasser tauchen konnte. Ich fand eine flache Stelle und gab meinem Wunsche nach. Das tat gut. Jedes mal wenn ich später an die Lenk fuhr, sagte ich zu Mädi: „Schau, da habe ich die Füsse abgekühlt“. Aber nun zurück zur Episode:
Es war 1980, als wir unser erstes Stahlschif, den 11.50 m Valkruiser bauen liessen. Bei der Bestellung wollte ich kein Sonnenverdeck, weil ich fand, es sehe aus wie ein Visa-Gloria Kinderwagenverdeck. Später musste ich einsehen, dass sowohl in bezug auf Schatten wie auch in bezug auf Regenschutz ein Verdeck sehr willkommen wäre. Die Sattler der holländischen Werft können so was aus dem FF. Die Schweizer-Sattler, die ich damals kannte, konnten es nicht. Der Erste lieferte ein Gebilde ab, das vollkommen unförmig war. Ich konnte es ihm zurückgeben weil er einsah, dass er das wohl nicht beherrsche. Der zweite Sattler vom Thunersee kam sah und siegte. Es war wirklich eine Spitzenmassarbeit. Leider hatte er den falschen Stoff ausgewählt, der bald von der Sonne spröde wurde und die Spannung nicht mehr als eine Saison überlebte. Dann war das Verdeck an verschiedenen Stellen gerissen. Ich telefonierte und verlangte eine Garantiereparatur. Darauf würde ich 30 Jahre später immer noch warten, wenn ich das Schiff noch besässe. Er beantwortete zuletzt nicht einmal mehr meine Anrufe. Ich versuchte es mit einem weiteren Sattler mit Schiffserfahrung aus Murten. Ich fragte diesen älteren Herrn am Telefon, ob er sowas machen könne. Ich erzählte ihm von den bisherigen Misserfolgen. Er sagte ja, hingegen komme er nicht nach Portalban um sich die Sache anzusehen. Er war nur bereit, in den Hafen Murten zu kommen.
Es war ein heisser Sommertag wie heute, als ich meine Lehrtochter Corinne fragte, ob sie Lust auf eine Bootsfahrt habe. Sie war natürlich begeistert von der Idee, denn im Büro war es auch heiss und wir hatten nichts besseres zu tun. Wir fuhren also nach Portalban und machten die Leinen los. Neuenburgersee – Broye-Kanal - Murtensee - Murten: Fahrt 2 ½ Stunden hin und 2 ½ Stunden zurück. Es war mörderisch heiss und Zeit zum Baden hatten wir keine. So kam Corinne auf eine blendende Idee: Ein Fussbad. Sie holte mit dem Bootseimer Wasser an Bord und ich steckte meine Füsse während der Fahrt in den Kübel. Wenn die Frische nachliess, holte sie neues Seewsasser empor. Als wir das Schiff im Hafen von Murten festgemacht hatten, rief ich den Sattler an.
Er kam in den Hafen und ich holte ihn mit dem Beiboot ab. Er schaute sich die Arbeit des letzten Handwerkers an und sagte kurzum, er würde diese Arbeit lieber nicht in Angriff nehmen. Ich brachte ihn zurück an Land und sagte, ob er wisse, dass ich 5 Stunden Fahrt auf mich genommen hätte, nur um diesen Bescheid zu bekommen. Ich weiss nicht mehr, was er darauf antwortete, aber ich hätte ihn am liebsten ins Hafenwasser befördert. Corinne sorgte auch auf der Rückfahrt für Abkühlung meiner Füsse und meiner Wut. Soviel zu Fussbäder und inkompetenten Handwerkern. HRJ
Kommentar schreiben