Wenn einer in Rente geht

Eigentlich wundert mich ja nichts mehr auf dieser Welt. Die Schere zwischen arm und reich ist ein Dauerthema, die Schere zwischen CEO-Löhnen und Angestellten-gehälter ebenfalls. Ich bin dann doch etwas erstaunt gewesen, als ich das Folgende erfahren habe: Der frühere Konzernchef von VW, Martin Winterkorn, der zurücktreten musste wegen des Abgasskandals, erhielt 2016 ein Jahresgehalt von 14 Mio. Euro. Laut Vertrag hätten ihm 20 Millionen zugestanden, doch er hat freiwillig verzichtet und nur 14 Millionen angenommen - ach wie grosszügig dieser Mensch doch ist, wenn man bedenkt, das seine Rente auf Lebzeiten nur 3‘100.00 Euro beträgt …......pro Tag!

 

Diese Rente braucht er natürlich schon, denn er musste sich eine teurere Wohnung suchen. Schliesslich kann er nicht mehr für 5 Euro pro m2 zur Miete wohnen bleiben wie bis anhin. Die Villa gehört den VW-Werken und sie wurde zu einem Spezialmietpreis dem bedürftigen Verwaltungsrats-Präsidenten zur Verfügung gestellt. Chunsch drus? Nun verdüstert sich aber der Himmel über dem ehemaligen Konzernchef. In seiner Zeit bei VW hat er über 100 Millionen Euro an Gehältern bezogen. Jetzt verdichten sich Gerüchte, wonach er für das Abgasdebakel haftbar gemacht werden soll. Sollten die USA ihn verklagen und gewinnen, drohen ihm Bussen und Schadenersatzsummen von einer Viertelmillion Dollar und bis zu 25 Jahre Gefängnis. Deutschland liefert ihre Bundesbürger in der Regel nicht aus, aber Winterferien in Florida kann sich Winterkorn nicht mehr leisten. Das FBI hat ein scharfes Auge auf reiche Feriengäste. 

 

Ja und wie steht es bei uns? Als mein Gehaltseinbruch, bedingt durch Stellenverlust mit 54 Jahren ins Haus stand, mussten wir einige Bequemlichkeiten zurückfahren. Weniger Wohnkosten waren angesagt, der Verkauf von zwei Autos und einem Boot. U.A. brachte der Verkauf der Jacht auch ein bischen Kapital, das der Sanierung der Altersvorsorge diente. Unterdessen war ich als Musiklehrer tätig und dadurch automatisch der Lehrerkasse des Kantons Bern angeschlossen. Ich überwies alle meine Freizügigkeitskonten aus früheren Arbeitsstellen an diese Kasse und kaufte mich ein bis ins 25. Altersjahr, also für eine Vollrente im Alter. Das war ein guter Schachzug. So konnte ich mir die bescheidene Rente eines Primarlehrers auf Lebzeiten sichern. Heute leben wir von dieser Rente zusammen mit der AHV. So lässt es sich gut leben. Die kleinen Einnahmen aus Jazzkonzerten dienen im Wesentlichen dem Genuss von gelegentlichen Restaurant-Besuchen mit meinem „Chrötteli“ Madeleine. Teure Ferien und grosse Reisen können wir uns nicht leisten aber darauf haben wir auch keine Lust. Wir geniessen unser Zuhause mit den Hühnern und Katzen in unserer Eigentumswohnung mit Gärtli. Das lässt sich natürlich nicht vergleichen mit der „Situation Winterkorn“ obwohl ich doch auch einmal ein sog. CEO war. HRJ

Kommentar schreiben

Kommentare: 0