22.12.2017 Ich habe wieder mal das Bedürfnis, die letzten Ereignisse aufzuschreiben. Nach meinen "fragwürdigen" Erfahrungen mit unserem Regionalspital in diesem Jahr, liess ich meine fällige Operation, die Entfernung der Gallenblase mit Gallenstein im Lindenhofspital Bern ausführen. Am Montag, den 11. Dezember 2017 um 15.00 Uhr rückte ich ein. Am Tag darauf wurde ich in den OP geführt. Ich scherzte mit den Anästhesieärzten, wohl um meine Angst zu überspielen, und war guter Dinge. Die OP sollte ja nur eine halbe Stunde dauern und würde minimalinvasiv durchgeführt d.h. drei kleine Löcher in den Bauch und 2 ½ Tage im Spital. Doch 3 ½ Stunden später: Von weit her höre ich Stimmen: Herr Jordi - aufwachen, Herr Jordi wachen sie auf – wir haben ihm xy gespritzt – geben sie ihm noch yz – Herr Jordi aufwachen! Ich fühlte einen Bleimantel von mindestens 100 Kilo Gewicht um meine Schultern. Ich wollte aufwachen, gleichzeitig wollte ich nur noch schlafen – für immer schlafen, denn das Aufwachen konnte nichts Gutes bringen.
Herr Jordi, Ihr Sohn ist da! Papi, wie geht es dir ? Himmeltraurig, himmeltraurig! Unterdessen wartete Madeleine draussen, denn es durfte nur eine Person in den Aufwachraum. Später sass Madeleine neben meinem Bett. Ich erinnere mich an kein Gespräch. Ich schlief wieder ein. Wie ich später erfuhr, sass Madeleine noch bis 21.30 neben meinem Bett und wurde dann vom Pflegepersonal nach Hause geschickt. Es war eine schreckliche Erfahrung. Was geschah ? Später erklärte mir der Chirurg, er habe in meinem Bauchraum eine unerwartete Situation vorgefunden. Die Gallenblase, die entfernt werden sollte, war geplazt und der Bauchraum war voll Eiter mit zwei Abszessen. Das erklärt im Nachinein auch meine Blutvergiftung, deren Ursache niemand herausgefunden hatte. Die geplante Zeit reichte nicht aus um der Sauerei beizukommen. Der Bauchraum musste gesäubert und gespühlt, die Abszesse entfernt werden. Dazu musste er den Darm umschichten. Der Chirurg, ein Jazzfan, dem ich auf Anhieb 100%-ig vertraute, sagte mir, er sei sich vorgekommen wie ein "Ghüder-Entsorger". Er musste die Narkose mehrmals verlängern. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe er sich gesagt:" Jetzt gebe ich mir noch eine halbe Stunde, wenn ich es bis dahin nicht schaffe, muss ich den Bauch aufschneiden". Später versicherte man mir, man habe zu jedem Zeitpunkt alles unter Kontrolle gehabt. Das tönt doch sehr beruhigend.
Die erste Nacht und die folgenden Stunden waren quahlvoll, konnte man doch nur in Rückenlage bleiben. Doch es ging von Stunde zu Stunde und von Tag zu Tag besser und nach 4 ½ Tagen Spitalaufenthalt durfte ich die Klinik verlassen. Mein Zustand verbesserte sich täglich. Ich war fast schmerzfrei und konnte bald in jeder Lage schlafen. Nach ein paar Tagen konnte ich täglich „walken“ gehen. Nach dem die Wundklammern weg waren, erhielt ich auch den pathologischen Bericht - alles im grünen Bereich. Also wieder einmal dem Teufel vom Karren gefallen! Über Monate war ich mit Eiter im Bauch herumspaziert und hatte mich von Auftritt zu Auftritt gequählt, oft mit Schmerzen und Vorhofflimmern, mit Pulsrasen und niederschmetterner Müdigkeit. Ich war mehrmals im CT und Ultraschall gewesen und niemand hatte bemerkt, dass meine Gallenblase geplatzt war. Ich will wissen, wann dies geschehen ist. Ich habe so meinen Verdacht: Im Sommer hatte ich plötzlich Koliken im Bauch. Der erste Verdacht: meine Divertikel. Doch der Schmerz war nicht an der gewohnten Stelle, er befand sich weiter oben. Der Hausarzt untersuchte mich, ein CT wurde gemacht – ohne Befund. Er gab mir Abführmittel und ich lag mit Fieber im Bett. In der folgenden Nacht wälzte ich mich unter Halluzinationen hin und her und ich weiss noch, dass ich mir vorstellte, meine ganze Zellstruktur sei in Auflösung begriffen. Ich berichtete meinem Arzt davon. Ich bekam Antibiotika. Heute weiss ich mit Bestimmtheit, dass in dieser Nacht meine Gallenblase geplatzt war und die Zellen sich buchstäblich aufgelöst haben. HRJ
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