Der Tag danach, morgens um sechs

Am frühen Morgen des 2. August nach unserem Nationalfeiertag präsentierte sich mir eine absolut friedliche Welt. Die Sonne war gerade aufgestiegen über dem Jura und unser Hausberg, der "Lobärg" war noch in tiefem Schlaf. Das Augustfeuer ist erloschen, die Feuerwehr abgezogen. Der Festredner, das Publikum, der Männerchor und die Tambouren - alle sind wieder auf ihrem Trip und die tapferen Ballermänner stecken vermutlich noch tief unter ihren Duvets. Diese Ruhe! Fantastisch wie ruhig die Schweiz sein kann nachdem die Böller verklungen, die Raketen und Zuckerstöcke verglüht sind. Die Schweiz ist wieder so wie ich sie liebe - still und anmutig.

Nur Mitzi (links) ist noch nicht zu Hause. Wie jedes Jahr am 1. August wird sie sich in den Heustock unseres Nachbarn zurück gezogen haben um das Ende der Knallerei abzuwarten, vor der sie jedes Jahr die Flucht ergreift.

Eigentlich haben wir um ca. 23.00 den letzten Knall gehört. Das war relativ harmlos. Aber Mitzi geht auf Nummer Sicher und kommt normalerweise so um  03.00 Uhr nach Hause. Es ist jetzt 10.00 Uhr morgens am 2. August und ich habe sie schon zwei mal gerufen, ohne Erfolg. Wir haben gefrühstückt und in den nächsten Minuten werde ich zum Bauernhaus gehen und ihren Namen vor dem Scheunentor rufen. Bobi (rechts), Mitzi's Bruder, wird mich begleiten. Ich brauche ihm nur zu sagen: "Gehen wir Mitzi holen"? Dann miaut er kurz und macht sich mit mir auf den Weg. Hoffen wir, dass Mitzi dann wirklich dort ist und vom Heustock runter kommt wie nach jeder Knallnacht.

Nachtrag

Grosses Aufatmen. Mitzi ist wieder da. Bobi war gerade nicht zur Stelle und ich musste allein zum Bauernhaus gehen. Ich rief zwei mal ihren Namen vor dem grossen Scheunentor und schon bekam ich Antwort aus dem Gebälke. Das Bauernhaus meiner Nachbarn ist seit Jahren verlassen und deshalb ein guter Zufluchtsort für jemand, der sich verkriechen will. Mitzi begrüsste mich überschwänglich. Bevor sie mit mir den Nachhauseweg antrat, schaute sie sich ein paar mal sichernd um, als wenn man Knalleffekte sehen könnte. Als sie beruhigt war, folgte sie mir im Laufschritt und unter Miauen nach Hause, wo sie ihr Fressen vorfand. Nun sind wieder alle glücklich vereint bis zur nächsten Knallerei an Silvester 2019.

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