Laut UNHCR befinden sich weltweit 80 Millionen Menschen auf der Flucht. Warum, vor was, vor wem flüchten sie? Woher kommen Sie? Wohin wollen sie? Was suchen sie und was werden sie finden? All diese wichtigen Detailfragen kann man vorerst zurückstellen, denn erste Priorität hat die Feststellung: Sie sind unterwegs!
Und wir, was tun wir in dieser Angelegenheit? Wir spenden, wir nehmen kleine Kontingente auf, wir tun unsere Pflicht als Land, als Behörde, als Bürger. Wir diskutieren, politisieren, dementieren, polemisieren und kritisieren und - einige helfen so gut sie können.
Doch meistens haben wir unsere eigenen grossen und kleinen Sorgen. Wie zum Beispiel alt Bundesrat Chistoph Blocher, der sich nun entgegen seiner Aussage vor 12 Jahren umentschieden hat. Er möchte jetzt sein Ruhegeld nach seiner Abwahl sogar rückwirkend ausbezahlt bekommen. 2,7 Mio. Franken fordert er vom Bundesrat mit der Begründung: Die Schweiz habe dieses Geld nicht verdient. Damals hatte er grossspurig verkündet, er verzichte auf sein Ruhegeld. Der Milliardär muss wohl grosse Geldsorgen haben! Oder höre ich da eine kleine Verbitterung heraus? Sieht er seine Felle davon schwimmen? Seine Begrenzungsinitiative hat laut letzter Umfrage noch einen Ja-Anteil von 29 %, was nicht mehr als den Wähleranteil seiner Partei (SVP) ausmacht. Der Rest von 69 % ist dagegen. Der Bundesrat hat Blocher's Antrag zugestimmt. Immerhin soll im Parlament über eine neue Regelung betreffend der Entrichtung von Bundesratsrenten debattiert werden, was zeigt, dass man der Sache doch ziehmlich skeptisch gegenüber steht. Sogar in den eigenen Reihen gibt es PolitikerInnen, die ihren Guru nicht verstehen, hatte dieser doch immer gepredigt, man solle kein Geld vom Staat annehmen, das vom Steuerzahler komme.
Sollte er das Geld nicht bekommen, so bliebe ihm noch die Möglichkeit, als greiser Strassenmusikant aufzutreten (s. Bild). Was finden Sie? Soll man dem armen Christoph unter die Arme greifen bevor er womöglich noch zum armengenössigen Flüchtling wird? Ich persönlich würde die 2,7 Millionen lieber dem UNHCR zukommen lassen, damit ein paar Flüchtlinge in Griechenland ein Dach über dem Kopf bekämen.
Nachtrag vom 12.07.2020:
Unterdessen sagte die Blocher-Tochter, Magdalena Martullo, ihr Vater habe nie gesagt, dass er die Rente nicht beziehen wolle und Blocher präzisierte, er wolle dem Staat nichts schenken weil "Links-Grün" die Steuergelder nur verschleudern würden. Dann wieder die Aussage, er selbst werde sicher nichts von dem Geld sehen, aber er könne es intelligenter ausgeben als der Staat. Seine letzte Erklärung bei Tele-Blocher: Er habe schon seit Jahren die Ruhegeldregelung bekämpft, aber niemand habe auf ihn gehört. Jetzt sei es ihm endlich gelungen, das Problem zu thematisieren. Man habe ihm versichert, dass die Angelegenheit diskret behandelt werde, doch jetzt sei alles an die Öffentlichkeit getragen worden (ach wie dumm). Dies könne nur im Departement von Alain Berset geschehen sein. Ich finde die Pallete von Blocher-Erklärungen ziehmlich verwirrend und hilflos. Was folgere ich daraus? Bei Blochers läuft nichts mehr wie es sollte und das ist gut so. Ich vermute stark, dass das Ruhegeld - so es dann ausbezahlt wird - in die Begrenzungsinitiative fliessen wird, wo es vermutlich dringend gebraucht wird, soll daraus noch ein Schuh werden.
Kommentar schreiben